Lymphöden

Wenn die proteinreiche Gewebeflüssigkeit nicht mehr über die Lymphgefässe abtransportiert werden kann, kommt es zu einer Wasseransammlung im Gewebe. Wir sprechen von einem Oedem, ins diesem Fall einem Lymphödem.

Behandlung

Infolge der Schädigung von Lymphbahnen, die jedem Lymphödem zugrundeliegt, ist eine definitive Heilung nicht möglich. Wirksame Möglichkeiten zur Wiederherstellung unterbrochener Lymphgefässe bestehen zur Zeit kaum.

Je früher im Ablauf des oben beschriebenen Prozesses eine Therapie begonnen wird, desto besser können die Symptome auf die Dauer kontrolliert werden. Die Behandlung muss aber konsequent und andauernd durchgeführt werden. Sonst kommt es zu einem raschen Wiederauffüllen und die vorangehenden Anstrengungen werden zu nichte gemacht.

Zur korrekten Therapie gehören vor allem 2 Elemente, die manuelle Lymphdrainage und die Kompressionstherapie.

Manuelle Lymphdrainage

Die manuelle Lymphdrainage wird durch Physiotherapeuten mit einer spezifischen Zusatzausbildung durchgeführt. Es handelt sich um eine spezielle Massagetherapie, welche eine Aktivierung der Lymphgefässmuskulatur zum Ziel hat. Dies bewirkt eine Vermehrung der abtransportierten Lymphe, wodurch das Oedem vermindert wird.

Es handelt sich vorwiegend um oberflächliche Massagegriffe. Dabei wird nicht nur das betroffene Bein (oder der betroffene Arm) sondern besonders auch die zentralen Anteile (Bauchraum und Hals, Schultergürtel) behandelt, da ja die Lymphe im Schlüsselbeinbereich v.a. links erneut dem Blutkreislauf zugeführt wird. Nur so kann der Abtransport auf seinem ganzen Weg gefördert werden.

Zu Beginn soll die Therapie mit grösserer Intensität (w.m. täglich) durchgeführt werden, bis ein Erfolg spür- und sichtbar ist. Im Verlauf kann die Häufigkeit dem Verlauf angepasst werden.

Nach dem Abschwellen des Beins werden individuelle Strümpfe angepasst (oft nach ca. 2 Wochen manueller Lymphdrainage), die in der Handhabung wesentlich einfacher als die komplexen Bandagen sind. Wir führen eine ausführliche Strumpfberatung und die Ausmessung von komplexen Massstrümpfen in der Praxis durch, wenn nötig unter Beizug von externen Experten. Diese sollten lebenslänglich getragen werden. Andernfalls könnte sich das Lymphödem erneut ausbilden.

Kompression

Nach der Sitzung mit manueller Lymphdrainage wird das betroffene Bein (oder der Arm) einbandagiert mit satt liegenden Binden. Diese sollen bis zur nächsten Session dauernd getragen werden.

Dadurch wird erstens ein erneuter Austritt von Flüssigkeit ins Gewebe vermieden. Zweitens werden die Lymphgefässe in ihrer Funktion unterstützt, indem die Klappenfunktion verbessert wird und ein erneuter Lymphstau vermieden wird.

Nach dem Abschwellen des Beins werden individuelle Strümpfe angepasst (oft nach ca. 2 Wochen manueller Lymphdrainage), die in der Handhabung wesentlich einfacher als die komplexen Bandagen sind. Diese sollten lebenslänglich getragen werden. Andernfalls könnte sich das Lymphödem erneut ausbilden. Die permanente Kompressionstherapie kann ergänzt werden durch gelegentliche Lymphdrainagesessionen (z.B. einmal pro Woche, oft auch 2-3 Serien pro Jahr).

Die korrekte Auswahl des Kompressionsmaterials sowie eine konsequente Anwendung ermöglichen oft eine dauerhafte Kontrolle des Oedems.

Die Ursachen

Wenn die Lymphgefässe seit der Geburt fehlerhaft angelegt sind (Mangel, zu wenig Klappen), tritt ein Lymphödem oft schon in den ersten Lebensjahren, typischerweise aber zwischen dem 20. und 30. Geburtstag auf. Bis zu diesem Zeitpunkt können die vorhandenen Lymphbahnen den Abfluss weitgehend aufrechterhalten. Sobald aber die Reserven erschöpft sind, treten Symptome auf. Die Symptome treten meist zunächst einseitig auf. Es ist aber im weiteren Verlauf mit einer Ausweitung auf die Gegenseite zu rechnen. In diesem Fall sprechen wir von einem primären Lymphödem. 

Oft tritt ein Lymphödem nach der Zerstörung von Lymphbahnen durch äussere Einflüsse auf, z.B. nach Unfällen oder chirurgischen Eingriffen, besonders nach Tumor- und Lymphknotenoperationen. Diese Komplikation ist bekannt, wird aber insbesondere in der Tumorchirurgie zu Gunsten einer vollständigen Therapie in Kauf genommen. Es handelt sich um sekundäre Lymphödeme. Sie treten oft auch am Arm auf, besonders nach Brustkrebsoperationen.

Eine Lymphödemkomponente besteht oft bei venösen Oedemen. Ein gesundes Lymphsystem kann die mangelnde Venenfunktion kompensieren, bis seine Kapazität überschritten wird. Danach tritt ein kombiniertes Oedem auf.

Komplikationen

Besteht die Flüssigkeits- und Eiweissansammlung im Gewebe über längere Zeit, treten entzündliche Reaktionen auf, die zu Gewebeumbauprozessen wie Vernarbungen (Fibrosierung und Sklerosierung) führen können. Der Lymphstau beeinträchtigt das Abwehrsystem, so dass eine erhöhte Gefahr für Infektionen, z.B. Wundrosen (Erysipel) besteht. Jedes weitere Erysipel führt zum Untergang weiterer Lymphleiter, was wiederum das Lymphödem verschlimmert. Diese müssen somit möglichst vermieden und rasch behandelt werden.

Bei fehlender Behandlung kann das Lymphödem mit den Jahren groteske Ausmasse annehmen. Es schränkt die Beweglichkeit stark ein.Oft nässen die am stärksten überlasteten Stellen des Beins. Besonders bei gleichzeitigem Vorliegen von Venenleiden können Beingeschwüre (Ulcera) zusätzlich in ihrer Heilung behindert werden.

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